Christian Neumann

14.06.2019
4 min Lesezeit

Wie kann man als junge Firma ein gutes Team werden?

Wenn man als junge Firma startet, stellt sich natürlich auch die Frage, wie man eigentlich arbeiten möchte. Als tapio vor zwei Jahren das Licht der Welt erblickt hat, hatten wir direkt ein sehr buntes Team. Damit haben wir den großen Vorteil, dass wir ein Team mit Personen sind, die Jahrzehnte Berufserfahrung in der Holzbranche haben, und Kollegen, die stark in der digitalen Welt groß geworden sind. Also genau die Mischung, die es benötigt, wenn man über Digital und Holz spricht.

In so einem Umfeld muss man sich fragen, wie kann man ein erfolgreiches Team werden? Was haben wir alle in unseren vorherigen Jobs gelernt? Was war davon gut, was eher nicht? Solche Fragen haben wir uns besonders im Management Team gestellt, denn eins war uns immer sehr wichtig, dass wir den Speed und die Agilität nicht verlieren. Hier hatten wir dann auch etwas Glück, denn in den letzten Jahren lieferte die Wissenschaft auch neue Erkenntnisse, die helfen können.

Persönlich finde ich ist Lencioni wohl der beste, wenn es um erfolgreiche Teams geht. Seine Pyramide beschreibt sehr gut, was es braucht, um als Team erfolgreich zu sein.

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Die Basis ist "Vertrauen" im Team, nur wenn dies existiert kann man das Superstar-Verhalten ablegen und auch Fehler eingestehen. Da man aus Fehlern viel lernen kann, ist dies eine sehr wichtige Basis und die Voraussetzung, um "Konflikte" austragen zu können. Dabei geht es um inhaltliche Diskussion mit dem Ziel das richtige zu entscheiden. Tödlich ist eine "künstliche Harmonie" bei der jeder zustimmt, aber dann doch was anderes am Ende es Tages macht. So kann auch erst eine "Verpflichtung" zu Entscheidungen entstehen, also das alle auch wirklich aus Überzeugung eine Entscheidung mittragen. Damit so etwas auch nachhaltig ist, braucht es eine dezentrale "Rechenschaft". Es muss möglich sein, dass man sich gegenseitig daran erinnert, dass etwas nicht korrekt ist oder jemand sich falsch verhält. Nur so stehen am Ende die "Ergebnisse" im Zentrum und nicht Status & Ego.

Hinzukommt, dass man als Firma einen klaren und geteilten Auftrag oder Neudeutsch „purpose“ haben sollte. Also der Grund wieso wir als Firma existieren und was uns täglich motiviert das ganze voranzutreiben. Quasi ein innerer Motivator. Studien zeigen mittlerweile auch, dass externe Motivation durch Status, Geld und Ziele eher kontraproduktiv sind (mehr dazu z.B. hier).

Unser Purpose ist „bring creativity to reality“ und das erste Ziel dafür ist der Holzbranche zu helfen den Sprung in die digitale Welt zu schaffen. Hier unterscheiden wir uns glaube ich auch stark von vielen etablierten Unternehmen. In einer VUCA Welt zeigt sich immer deutlicher, dass klassisches Plan-Denken mit mehrjährigen strategischen Plänen einfach zu starr ist. Die Welt ist einfach zu „komplex“ und schnelllebig geworden, um hier noch Pläne zu machen. Es ist ganz wichtig zu verstehen, was der Unterschied zwischen Komplex und Kompliziert ist, nur dann kann man wirklich verstehen, wieso wir so arbeiten wie im Folgenden beschrieben ist. (Mehr zu komplex und kompliziert in einem Post von mir aus 2017 (Englisch))

Wie sieht dies nun konkret aus?

Zum ersten ist jeder bei uns eigenverantwortlich und kann in seinem Gebiet sehr frei schalten. Es macht ja auch keinen Sinn kluge Menschen einzustellen und sie dann wie Marionetten zu steuern. Dies heißt aber nicht, dass wir alle wild auseinanderlaufen. Unser purpose dient als roter Faden und jeder muss sich fragen, bringt uns eine Aktivität weiter. Dieses dezentrale eigenverantwortliche Arbeiten macht uns dann auch agil, da wir alle nicht wissen wie sich die VUCA Welt verhält, muss jeder im Team jeden Tag selbst entscheiden, was richtig ist, um unseren Purpose zu erfüllen. Wenn man hier dann im konkreten Fragen hat oder unsicher ist, kann man immer noch das schnellste Kommunikationsmittel der Welt nutzen „Vom Monitor aufschauen und jemanden im Team fragen und diskutieren“.

Damit wir abgestimmt bleiben und jeder weiß was die anderen machen, haben wir einmal wöchentlich unser „Weekly“ mit gemeinsamem Mittag. Hier hat jeder die Aufgabe vorzustellen, was er/sie die Woche über machen wird. Alle anderen können dann fragen oder einspringen, wenn es Abstimmungsbedarf gibt. Dies wird ergänzt durch unser „Daily“, was ein kurzes 10m Stand-up Meeting jeden Morgen ist, um kurz Transparenz zu schaffen was heute ansteht. Hier erkennt man sicherlich Elemente des Scrum, naja wir sind halt eine Softwarefirma, warum sollte man von erfolgreichen Methoden in der Entwicklung nicht auch als Firma insgesamt profitieren.

Unser Umfeld „Digitalisierung in der Holzbranche“ ist sehr dynamisch, siehe VUCA Welt. Unser Vorgehen erlaubt uns daher die nötige Agilität um hier schnell voranzukommen. Zu viel Starrheit zu viel Meetings und zu viel Regeln würden uns nur lähmen.

Nun klingt das alles ganz großartig und einfach. Für uns war es dies aber nicht, denn insbesondere, wenn man die Pyramide von Lencioni ernst nimmt und versucht wirklich produktive Konflikte auch auszuleben kommen ganz schnell Probleme auf. Denn wir sind es heutzutage fast nicht mehr gewohnt produktiv über Inhalt zu streiten. Viel zu oft wird es persönlich und verletzend. Auch ist vielen nicht bewusst, dass es unterschiedliche Typen von Menschen gibt. Jeder reagiert etwas anders. Natürlich, irgendwie ist uns dies alles klar, nur bewusst darauf Rücksicht nehmen können die wenigsten. Hier hilft es aber, wenn man sich mal mit MBTI oder Social Style beschäftigt und dann darüber gemeinsam spricht.

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