Fabian Hornstein

22.07.2019
4 min Lesezeit

Aus der Sicht eines Swaggers: Der letzte Tag

Wir schreiben den 23.04.2019. Der letzte Tag bricht an. Während Sandra konzentriert wie nie zuvor die vermeintlich wichtigsten Zeilen Code Ihres Lebens schreibt bemerkt sie nicht, ...

wie unweit neben ihr bereits ein weiterer Stapel Haftnotizen Feuer gefangen hat. An einem anderen Arbeitsplatz fängt der Laptop von André an zu rauchen. Menschen rennen panisch umher. Einer stolpert über ein quer liegendes Ladekabel. Er trägt einen großen Stapel Papier auf dem Arm, dieser fliegt in hohem Bogen durch die Luft. Es herrscht Hektik. Telefone klingeln. Plötzlich ertönt eine Sirene. Ein Bug? Oder nur Feueralarm? Man hört wie im Hintergrund eine Frau kreischt. Es herrscht Stress und Chaos.

Naja, so ganz der Realität entspricht das nicht. Wobei der letzte Tag eines Sprints doch immer wieder aufs Neue spannend und manchmal auch stressig ist. Was das ist, der letzte Tag eines Sprints? Wir bei tapio arbeiten mit SCRUM in einem zwei Wochen Rhythmus. Das bedeutet, dass wir im Team, genau wie die anderen Teams bei tapio alle zwei Wochen festlegen, was wir in den nächsten zwei Wochen erreichen wollen und können. Nach den zwei Wochen zeigen wir offen, was sich getan hat. Damit können wir auch entsprechend schnell Neuerungen und Änderungen einplanen. Das macht uns agil. Meine Rolle im Team „Swaggers“ (ja, bei uns darf jedes Team den Namen selbst wählen) ist "Product Owner". Ich bin für die Arbeit des Entwicklungsteams verantwortlich und kümmere mich darum, dass das Team immer genug zu tun hat (zu wenig gibt es bei tapio praktisch nicht😉). Wie sieht dann so ein Tag am Sprintende aus? Sehen wir uns also den Ablauf eines solchen Tages, zum Beispiel Dienstag den 23.04.2019, mal an:

  • Für gewöhnlich beginnt mein Tag mit einer kurzer Tagesplanung. Was steht heute an? Was muss für den Tag nach dem letzten Tag, also den Planning Day, noch so vorbereitet werden? Wie kann ich das Team heute supporten?
  • "Daily" unsere Tagesbesprechung im Büro. Jeder der Teilnehmer hat eine Minute, um die wichtigsten Aufgaben des Tages zu präsentieren. Einer von uns kann heute leider nicht persönlich vor Ort sein und nimmt einfach virtuell teil – unser Freisprechsystem machts möglich. Wer macht was? Überschneidet sich nichts? Hat jemand Fragen? Alles gut. Das Team ist abgestimmt, los geht’s.
  • Bei einem Kundentesting (potentielle Neuerungen mit Kunden verproben, das machen wir oft) in der Woche zuvor kam ein super Quick-Win (einfaches Feature mit hohem Nutzen) auf, den ich gerne noch mit in den nächsten Sprint nehmen würde. Ich habe mich dazu in unserem Raum „TEAM“ eingeschlossen und male einen Workflow an ein Whiteboard. Davon haben wir in fast jedem Raum mindestens eins, nicht nur in den Meetingräumen. Ich bin mir sicher, dieser Quick-Win macht das Leben unserer Kunden leichter. Aber: Vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei. Ich frage also unseren Service-Profi nach seiner Meinung. Er hört zu, nickt zufrieden und kommentiert mit: „Finde ich super! Wann haben wir das für unsere Kunden verfügbar?“ – „In zwei Wochen können wir das veröffentlichen“, antworte ich.
  • Daily der Swaggers in DIANA JONES (auch einer unserer Räume). Ich bin für gewöhnlich stiller Teilnehmer bei den letzten Dailys vor dem Sprintende, damit ich ein Gefühl dafür bekomme wo das Team steht und ob ich irgendwie unterstützen kann. Kann ich heute nicht, das Team hat alles im Griff. Ist ja klar, sind ja auch die Swaggers 🤓. Eine Kleinigkeit: Ich soll später die Änderung in der Anwendung „ServiceBoard“ ansehen und prüfen, ob das so passt.
  • Die "User Story" (Begriff aus SCRUM) zum Thema vom Vormittag ist, inklusive Mockup, geschrieben. Darin steht, warum wir das machen sollten und was vorhanden sein muss, um es als abgeschlossen zu betrachten.
  • Sportliche Mittagspause, das ist meine liebste Pausenbeschäftigung. Draußen gibt es in der Nähe einen Bereich mit gutem Fitness-Equipment und viel Platz. Gemeinsam mit meiner Arbeitskollegin Sabrina ist hier Zeit für ein Workout. Danach duschen und zurück ins Office.
  • Mails vom Vormittag lesen, organisieren und beantworten. Währenddessen steht zwischen meiner Tastatur und mir irgendwas Leckeres, dass man einhändig gut essen kann. Im Anschluss das "Backlog" (wieder so ein SCRUM Begriff, eigentlich die Aufgabenliste) sortieren: Ist alles in der richtigen Reihenfolge für den Planungstag morgen?
  • Während der Durchsprache des ServiceBoard wird mir der im Daily angesprochene Punkt gezeigt. So ganz rund ist es für mich noch nicht, aber „das bekommen wir heute noch gefixed“, wird mir versichert.
  • Die Swaggers finden sich in TEAM (bitte laut vorlesen😄) für das "Refinement" (ja, die SCRUM Begriffe, es geht um die Feinplanung). Es herrscht eine entspannte Atmosphäre, in TEAM. Es gibt Sitzsäcke und einen großen Flatscreen, auf dem ich die neuesten User Stories und Features vorstelle. Die Swaggers bekommen dadurch ein Gefühl für das, was demnächst so kommt und schätzen die Komplexität der User Stories. Die Story vom Vormittag wird mit „5“ bewertet. Das ist etwas komplexer als erwartet, der Aufwand ist es aber definitiv wert.
  • Refinement Ende. Heute wollen wir die Zeit bewusst für das Abschließen der aktuellen User Stories nutzen, die meisten wurden schon letzte Woche finalisiert. Also zurück zum Entwickeln.
  • Planung des Verkaufsprozesses für ein neues Produkt. Gemeinsam mit dem Architekten der Swaggers und unserem Shop-Profi (a.k.a. CEO) sprechen wir das Konzept durch. Wie wir das methodisch machen? Wir kleben eine unserer großen Tafeln voll mit großen Haftzetteln, schieben diese so lange hin und her und verbinden diese mit Pfeilen und Kommentaren bis wir die passende Lösung finden. Es gibt aber noch offene Punkte, die ich im nächsten Schritt klären kann.
  • Während der Vorbereitung auf das "Review"-Meeting sprechen die Swaggers und ich kurz durch, wie wir morgen den anderen Teams und den Stakeholdern im Review die Neuerungen präsentieren, die in den letzten zwei Wochen entstanden sind. Alles haben wir leider nicht geschafft, zwei Punkte sind noch offen. „Den einen können wir aber noch abschließen, das wollen wir schaffen“, meint einer aus dem Team. Diese Mentalität bei tapio gefällt mir sehr!
  • Etwas später ist die letzte Aufgabe aus der User Story geschlossen und ich kann mir das Ergebnis anschauen: „Nice!“
  • Closing-Beer im Office, gemeinsam läuten wir heute den Feierabend ein. Manche waren etwas früher fertig, andere kommen später dazu. Ich freue mich aufs Review morgen, das wird stark!
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